Warum kompliziert und ungeheuer aufwendig, wenn es doch auch anders geht? Das könnten sich die Recruiter der Digitalagentur comspace, aus Bielefeld, gefragt haben als sie im vergangenen Jahr zu einem Bewerbungsprozess per SMS aufriefen. Die Plakate, die sich um neue Java-Entwickler bemühten, waren ausschließlich in Bussen angebracht, die kreuz und quer durch Bielefeld und Umgebung fuhren. Denn auch die Annehmlichkeit, dass ein potenzieller Bewerber für den neuen Job in der gewohnten Umgebung wohnen bleiben darf wurde mit dieser regionalen Employer Branding Aktion großgeschrieben.
Der gänzlich auf dem Mobiltelefon stattfindende Bewerbungsprozess machte mobileJob möglich, das 2014 gegründete Berliner Unternehmen, reagierte damit gekonnt auf die Mobile-Welle und revolutionierte die Recruiting-Welt dadurch quasi nebenher. Von der Ausschreibung über den Expresslebenslauf hin zum Vorstellungsgespräch spielt sich alles über den kurzen Kommunikationsweg des Kurznachrichtendienstes ab. Ein freundlicher Bewerbungs-Bot stellt den Kandidaten wohlüberlegte Fragen und tastet sich so Schritt für Schritt weiter vor, um dem tatsächlichen Arbeitgeber eine gute Ausgangsbasis zur weiteren Einschätzung an die Hand zu geben.
Eine win-win-Situation für beide Seiten, profitiert man doch einerseits von einem derart modernen Bewerbungsprozess dadurch, dass dieser nicht das ganze Wochenende frisst, weil man sich nicht durch störrische Bewerberportale kämpfen muss und andererseits dadurch, dass eintreffende Bewerbungen kein episches Ausmaß mehr annehmen, sondern ein überschaubares, zielgerichtetes Portfolio bedeuten. Nein, man kann ganz entspannt auf dem Weg zur Arbeit, zur Uni oder sonst wohin, gemütlich im Bus sitzend einer neuen Berufschance folgen. Die Resonanz war jedenfalls sechs Mal so hoch wie bei einer herkömmlichen Ausschreibung und hat auch zur tatsächlichen Einstellung geführt. Zwar resultierte der personelle Zugewinn nicht im Bereich des Java-Entwicklers, gab die Digitalagentur zu, aber dafür konnte sich comspace um Verstärkung im HR-Sektor freuen.
Auf der Suche nach den passenden Kollegen lohnt es sich also durchaus einmal neue oder auch eher unkonventionelle Wege auszuprobieren. Was 1992 mit einer "Merry Christmas" SMS, die der Entwickler Neil Papworth verschickte, begann, hat im Arbeitsmarkt Einzug gehalten. Da kann man ja gespannt sein wie es weiter geht. Und was haben Sie für tolle Ideen, um Ihr Team zu verstärken? Denken Sie immer daran, "wer nicht wagt, der nicht gewinnt". Also, worauf warten wir noch?